Aus einer Reihe von Bildern, in denen Karin Witte sich mit dem Thema "Kosmetik" auseinandersetzte, stammt dieses von heftiger, eruptiver Malweise dominierte Gemälde.

Trotz der wie befreit wirkenden, ans Informel erinnernden Malerei, die ganz wesentlich von kräftigen Rot- und Ockertönen bestimmt wird, bleibt es ein gegenständliches Bild, in dem ein menschlicher, liegender Kopf und eine diesen behandelnde Hand sichtbar werden.

Was der Handlungsvorgang im eigentlichen ist, bleibt unbestimmt. Es scheint jedoch mit einer äußerst schmerzvollen, verletzenden Behandlung zu tun zu haben.

Das wie hingefetzt wirkende und an Blut gemahnende Rot unterstreicht diesen Eindruck, weil die expressive Farbe und die Art ihrer nahezu abstrakten Darstellungsweise das Bildgeschehen selbst zu interpretieren scheinen. Der menschliche Kopf ist der Hand unterworfen und ihr nahezu hilflos ausgeliefert.

Es ist nicht von ungefähr, das der Betrachter sich beim Anblick eines solchen Bildes an die schmerzhaften und blutigen Operationen der Schönheitschirurgie erinnert fühlt, die in den letzten Jahren wegen des ausufernden, in Fernsehsendungen und bunten Magazinen gefeierten Schönheitswahns zu einer Modeerscheinung unserer westlichen Gesellschaft geworden ist.

Karin Witte zeigt auf subjektive und expressive Weise die Schattenseiten solcher Moden eindrucksvoll auf. Es ist sicherlich beabsichtigt, daß der liegende Kopf auch an den Tod gemahnt und dadurch zugleich den Wert eines solchen, auch von kommerziellen Interessen bestimmten Handelns überzeugend in Frage stellt.
Th. R.

Inventory Number: 1992-119

Signature: bezeichnet und datiert (u.r.: K. Witte 90)

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