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"The Germans to the front"

Artist:
Röchling, Carl
Date:1905
Measures:43, 5 x 66 cm
Technique:Lithographie
Lithographie eines Ölgemälde des Schlachtenmalers Carl Röchling. Das Motiv zeigt ein Ereignis aus dem chinesischen Boxeraufstand im Jahre 1900. Die Boxer, chinesisch Yi-he quan, ein im 19. Jahrhundert aus der alten Geheimsekte "Weißer Lotos" hervorgegangener Geheimbund, kämpften hauptsächlich gegen das Christentum und die Industrialisierung Chinas durch Fremde, welche die chinesische Tradition und Kultur bedrohten. Nach einer Reihe von Überfällen auf Einrichtungen der Fremden lösten die Ermordung des deutschen Gesandten Klemens Freiherr von Ketteler und die Besetzung des Gesandschaftsviertels in Peking den Boxeraufstand aus, der, nach der offiziellen Kriegserklärung Chinas gegen die Westmächte, zu einem bewaffneten Eingreifen Großbritanniens, Frankreichs, Russlands, Italiens, Österreich-Ungarns und Deutschlands führte und mit der Besetzung Pekings durch das gemeinsame Expeditionskorps der Staaten unter Führung des britischen Admirals Seymour endete. Die Lithographie zeigt ein Ereignis aus der ersten Phase des Aufstandes. Das Expeditionskorps unter Admiral Seymour wurde per Bahn in das 116 Kilometer von Peking entfernte Tientsin befördert, von dort rückte das Korps auf Peking vor. Nach mehreren Gefechten mit den "Boxern" und zunehmenden Schwierigkeiten wurde in der Nacht zum 19. Juni 1900 der Rückmarsch nach Tientsin beschlossen. Am 21. Juni war das Expeditionskorps schweren Kämpfen ausgesetzt. Am darauffolgenden Tag erteilte Admiral Seymour dem Führer des deutschen Kontingents, Kapitän zur See von Usedom, den Befehl "The Germans to the front!" Dargestellt ist der Moment als die deutschen Soldaten an den vollkommen erschöpften Truppen Seymours vorbei zum Angriff übergehen. Der Einsatz der Deutschen wird später als Anerkennung deutschen Soldatentums gedeutet und in dem 1902 ausgeführten Gemälde des Schlachtenmalers Carl Röchlings glorifiziert. Kaiser Wilhelm II. entflammte die Emotionen des Volkes und malte in maßlosen Reden das Gespenst der »gelben Gefahr« an die Wand. Protzig und prahlsüchtig, aber im Grunde unsicher und ohne Sinn für Stil und Augenmaß hatte er bereits in Bremerhaven ein mit Kieler Mannschaften verstärk-tes deutsches China-Kontingent mit seiner unseligen »Hunnenrede« verabschiedet: »... Kommt ihr vor den Feind, so wird derselbe geschlagen. Pardon wird nicht gegeben. Gefangene werden nicht gemacht .. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht haben ..., so möge der Name Deutscher in China auf tausend Jahre durch euch in einer Weise bestätigt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen.« Diese säbelrasselnden Worte haben vor allem dem deutschen Ansehen im Ausland viel Schaden zugefügt, obwohl sich die deutsche Truppe in China dann kaum anders verhalten hat als die übrigen europäischen Kontingente. Propagandistisch und als ob die Engländer nur mit deutscher Hilfe eine kritische Situation hätten überstehen können, schlachtete man den Befehl des englischen Admirals Seymour aus »The Germans to the front!« und verwendete bildliche Darstellungen des Ereignisses als Wandschmuck für öffentliche Gebäude etc. Die Besatzungen der kaiserlichen Flotte erhielten als Geschenk zu Weihnachten einen Kunstdruck des Gemäldes.

Inventory Number: 135/1997