Das Bild zeigt eine Ansicht der Kieler Förde von einem Strand bei Ellerbek. Das Blau des Himmels scheint langsam hinter sich zuziehenden Wolken zu verschwinden. Die Fördeküste ist naturbelassen, ohne jede Bebauung. Der einzelne Ruderer ist mit seinem Boot fast am Ufer angelangt, im Hintergrund auf der Förde zwei Segelschiffe. Im Gegensatz zum Kieler Westufer wurde das Ostufer insbesondere bei Ellerbek erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts beliebtes Ausflugsziel. Abgesehen von Sonntagsausflüglern aus der Umgebung kamen auch zunehmend Künstler in den Ort. Ein Grund dafür war die bereits in der Romantik geprägte Vorstellung eines idealtypischen, einfachen Volkslebens, das man insbesondere in den einfachen Schichten der ländlichen Bevölkerung zu finden meinte. Dabei bezogen sich die gesuchten Ideale nicht nur auf Art der Lebensweise der Bevölkerung, also beispielsweise ihre Kleidung, sondern auch auf die von Technik und städtischer Bebauung unberührte Natur. Streckfuß fängt diese Vorstellung in seiner Szenerie ein, dabei sollte sowohl das Dorf und auch die Fördelandschaft wenige Jahre später von der sich ausweitenden Industrie beherrscht werden: Gebäude des noch wenige Jahre zuvor als Idylle gepriesenen Dorfes und viele seiner Bewohner mussten um 1904 den Expansionsplänen der Kaiserlichen Werft weichen.

Inventory Number: 2/1986