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Der Engel mit dem Schlüssel zum Abgrund

Object type:Druckgrafik
Artist:
Dürer, Albrecht
Date:1497 - 1498
Measures:H: 39,3 cm, B: 28,3 cm
Material:Papier
Technique:Holzschnitt
Style:Frührenaissance
Vorn tritt von links der Engel heran, der den ?Schlüssel zum Abgrund? in der Rechten und ?eine große Kette? in der Linken hält (Offenbarung 20,1). Der Kontur seines rechten Flügels setzt sich diagonal fort in der Konturlinie eines Hügels, von dem aus ein anderer Engel dem Seher Johannes das Himmlische Jerusalem als Teil einer irdischen Landschaft zeigt. Der große Engel drängt den ?Drachen, die alte Schlange, welche ist der Teufel und Satan? (Offenbarung 20,2), in ein Erdloch, aus dem höllische Flammen schlagen und über dem er im nächsten Augenblick einen eisenbeschlagenen Deckel zufallen lassen wird. Am großen Schlüssel ist ein Bund mit fünf kleinen befestigt, der, im Sinne einer Notiz Dürers, ?gewalt? bedeutet; außerdem hat der Engel einen weiteren kleinen Schlüssel ergriffen Spätmittelalterlich-drastisch erscheint der Satan als Mischwesen mit gezackten Flügeln, spitzen Krallen, Schuppen, Hängebrüsten, einer dornartig stechenden Zunge und diversen Hörnern. Auf dem Hügel erhält Johannes Einblick in den Raum jenseits der Geschichte. Die Hände betend zusammengelegt, tritt er heran und folgt mit den Augen der Gebärde des Engels. Dessen Zeigehand wird vom gekrümmten Stamm eines dürren Baums abgefangen, um zu verdeutlichen, dass das Himmlische Jerusalem vorerst nur der Schau zugänglich und unerreichbar ist wie der Vogelschwarm, der darüber hinweg zieht. Eine andere Grenze zwischen Diesseits und Jenseits bildet der breite Strom, von dem links ein Stück vor dem großen Tor und ein anderes, mit Schiffen besetztes im Hintergrund zu sehen ist. ?Und er zeigte mir den Strom des Wassers des Lebens, klar wie ein Kristall, der am Thron Gottes und des Lammes entspringt? (Offenbarung 22,1). Hinter dem Grenzfluss bildet Dürer das Himmlische Jerusalem als spätmittelalterliche Stadt mit Mauern, Fachwerk, Kuppeln und gotischen Spitztürmen. Ein Wehrturm innerhalb der großen Portalanlage zeigt Spuren von Beschädigung oder Verfall. Diese Darstellung entspricht zwar nicht genau der Beschreibung des Bibeltexts, die zwölf Tore seien zwölf Perlen und ihr Stadtplatz sei ?reines Gold wie durchscheinendes Glas? (Offenbarung 22,21). Doch sei die heilige Stadt ?herniedergefahren aus dem Himmel von Gott? (Offenbarung 22,10). Dürer weicht ab von der Bildtradition, in der nie die Einlochung Satans, der die heilige Stadt schauende Johannes und diese selbst in ein einheitliches Landschaftsbild eingebunden waren.

Lit: nach Ulrich Kuder, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004.

Literature:
  • Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventory Number: A.B. 1174

Signature: bezeichnet (u. Mitte: AD)


Iconographie:     
Offenbarung des Johannes