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Ein deutscher Fahnenschwinger verteidigt sich

Object type:Druckgrafik
Artist:
Hopfer, Daniel
Date:1525 - 1535
Measures:H: 15,5 cm, B: 22,4 cm
Material:Papier
Technique:Radierung (Eisen)
Style:Renaissance
Der Blick wird durch die Stellung der Schwerter, die vertikal stehende Lanze und die diagonal gehaltene Fahne zur Mitte des Geschehens geleitet, wo ein junger Landsknecht zusammengesunken ist. Sein linker Arm, von dem die Hand abgeschlagen wurde, ist noch halb erhoben nach hinten gestreckt, sein Kopf hängt schlaff nach unten. Am Boden liegt neben seiner Kappe die abgetrennte Hand. Zu ihm ist ein Landsknecht gestürzt, der sich entsetzt an den Kopf fasst und denjenigen anblickt, der mit der Fahne und seinem Schwert in Händen noch immer in Kampfstellung zu dem am Boden Liegenden steht. Dieser blickt auf einen Landsknecht zu seiner Linken, der ihm mit seiner Faust in die Seite stößt und ihn mit dem Schwert bedroht. Links holt ein weiterer Landsknecht zum Schlag gegen den Träger der Fahne aus. Ein sechster Mann stützt sich im Hintergrund auf seinen Spieß. Ginge man von dem gestürzten Landsknecht in der Mitte als Fahnenträger aus, so wäre der Titel des Stiches irreführend. Vielmehr scheint sich der dargestellte Fahnenträger gegen den Angreifer zur Wehr gesetzt zu haben und hat ihm die Hand abgeschlagen, als dieser nach der Fahne greifen wollte.
Die Fahne musste mit dem Leben beschützt werden. Landsknechte waren Söldner und dienten im Krieg als Fußvolk. Geld, Abenteuerlust und der Wunsch nach Freiheit waren Motive, sich als Soldat verpflichten zu lassen, für spätgeborene Bauernsöhne und Söhne aus dem verarmten Adel eine der wenigen Verdienstmöglichkeiten. Ein Heer bestand aus Männern unterschiedlichster Herkunft. Sie verließen Stand und Beruf und waren frei von der ständischen Kleiderordnung. Modische Individualität gehörte zum Selbstverständnis des freien Kriegsmanns. Die Tuche wurden außen eingeschnitten, damit sich der darunter liegende Stoff durch die Schlitze hervorbauschen konnte. Dazu trug man ein schräg aufgesetztes Barett, das ebenfalls geschlitzt und mit Federn geschmückt war, ferner breite Kuhmaulschuhe (?Bärentatzen?). Hopfer stellt eine blutige Rangelei zwischen rivalisierenden Landsknechten dar, wie sie oft in Söldnerheeren stattfand.

Lit: nach Melanie Kahl, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004.

Literature:
  • Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventory Number: A.B. 218

Signature: bezeichnet (u. l.: 119; nachträgliche Nummerierung der Hopfer-Platten im 17. Jahrhundert durch David Funck)


Iconographie:     
Kriegsführung / Militär / Schlachten