Links stehen die drei nackten Göttinnen, rechts Hermes, der sich zum träumenden Paris herunterbeugt. Über dem Götterboten steht Aphrodites Sohn, der Erosknabe, auf einem Postament. Triumphierend zielt er mit Pfeil und Bogen über die Köpfe der Schönen hinweg. Sein Pfeil zielt auf die Schlaufe des P im Monogramm des Künstlers. Aphrodite, die links als Rückenfigur den Reigen beginnt, unterhält sich mit Hera, die von ihrem Attribut, dem Pfau, begleitet wird. Athene, mit einem Haarschmuck aus Widderhörnern, hat ihren Blick auf den schlafenden Paris gerichtet und deutet mit dem Zeigefinger auf den goldenen Apfel, der, als Apfel der Eris, der Göttin der Zwietracht, und als Schönheitspreis auf dem Brunnenrand genau auf der Mittelachse des Bildes liegt. Die dunkle Hand des Götterboten Hermes schiebt sich zwischen die Athenes und den Zankapfel. Paris schläft, auf einer Steinbank, mit dem Arm auf den Brunnen gelehnt, von der Jagd erschöpft. Wie Hermes trägt auch er einen verzierten, die Körperformen betonenden Brustpanzer. Sein Helm liegt neben ihm in der rechten unteren Bildecke als Pendant zu den beiden Schilden vorne links. Das Gorgoneion (Medusenhaupt) Athenes liegt auf dem Schild des Hermes. Hinter Paris wartet sein Pferd, an einen Baum gebunden. Wie in Pencz? Romanvorlage Historia destructionis Troiae (1287) des Guido de Columna legen die drei Göttinnen für den träumenden Paris ihre Kleider ab. Sie sind drei aufgestellten Statuen ähnlich positioniert und präsentieren sich in klassischer Ausgewogenheit; antiken Geist atmen auch die Rüstungen, die Architektur des Brunnens und die Ausgestaltung der Natur. Die Nacktheit der Frauen entspricht nicht nur dem mythologischen Stoff, sondern auch einer ästhetischen Forderung der Zeit.

Lit: nach Melanie Ucke, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004.

Literature:

• Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventory Number: A.B. 290

Signature: bezeichnet (o. l.: G P)

Iconographie:

Klassische Mythologie / Antike