English
Name des Museums
Titel des Bildes
Back to item search Add to album

Kröte

Object type:Grafik
Artist:
Brockmann, Gottfried
Date:1951
Measures:H: 43,5 cm, B: 61,5 cm
Material:Papier
Technique:Mischtechnik
Die Bildwelten des neu-sachlichen Malers Gottfried Brockmann (geboren 1903 in Köln, gestorben 1983 in Kiel) oszillieren zwischen Wirklichem und Phantastischem.
In den Jahren 1923-25 hielt Brockmann engen Kontakt zum Kreis der "rheinischen Gruppe progressiver Künstler", besonders zu Franz W. Seiwert, Heinrich Hoerle und August Sander, durch die seine freie künstlerische Arbeit eine politische, sozialutopische Formulierung erfuhr. 1926 nahm er sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie auf, die er 1933 gen Berlin verließ, als er sich der nationalsozialistischen Verfolgung ausgesetzt sah. In Berlin war er bis in die beginnenden 1940er Jahre nach eigener Aussage vor allem kunsthandwerklich tätig und entzog sich so dem Zugriff der nationalsozialistischen Kunstdoktrin. 1942-45 leistete er Heeresdienst und geriet anschließend in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1952 zog Brockmann nach Kiel und arbeitete durch Vermittlung des Oberbürgermeisters Andreas Gayk, mit dem er bereits in Berlin Bekanntschaft gemacht hatte, zunächst als Kulturreferent der Landeshauptstadt, später, ab 1955, als Lehrender an der damaligen Muthesius-Werkschule.
Seine Bildschöpfungen enthalten Anleihen an den Surrealismus, besonders an Max Ernst, und an die italienische "pittura metafisica". Brockmann verrätselt und verzaubert die Dingwelt, entrückt sie aber nicht gänzlich der Realität; vielmehr entwirft er eine sehr persönliche Symbolik, die seine Bildsprache objektivierbar und allgemein verbindlich macht (siehe Thiele 1995, S. 18). Vor allem hebt Brockmann seinen künstlerischen Kosmos aus der eigenen Zeit und setzt ihn in eine Überzeitlichkeit, wodurch die Aktualität seiner Werke nie nachgelassen hat.

Innerhalb von Gottfried Brockmanns Bildkosmos ist die Kröte als ein Hinweis auf Weiblichkeit und Fruchtbarkeit zu lesen. Die im Jahr 1951 entstandene Pinselzeichnung bildet eine Geburtshelferkröte ab, die in ihrer Haltung derjenigen eines Gemäldes von 1949/50 verwandt ist (Abb. in Nievers & Thiele (Hg.) 1995, Taf. 43). "Das Krötenvotiv" zeigt neben der in einer Grotte kauernden Kröte das frei schwebende Motiv eines kegelförmigen, weiblichen Torsos, dem das schematisierte Bild einer embryonalen Kröte eingeschrieben ist. Brockmann folgt in dieser Darstellung der verbreiteten folkloristischen Vorstellung, dass Beschwerden im uteralen Bereich auf ein Gebärmuttertier in Gestalt einer Kröte zurückzuführen seien. Zur Abhilfe werden Krötenamulette oder Krötenvotive verwendet.

(Jessica Wieczorek)

Literature:
  • Kruse, Joachim: Gottfried Brockmann, Schleswig: Schleswiger Nachrichten 1970
  • Nievers, Knut (Hrsg.) / Thiele, Gernot (Hrsg.): Gottfried Brockmann. Bild und Überzeitlichkeit (zugl. Ausst.Kat. Stadtgalerie Kiel), Stuttgart: Gerd Hatje 1995

Inventory Number: 1898

Signature: monogrammiert (u.M.: B)

Photographer: Ehlert, Sönke

Image rights: Stadtgalerie Kiel


Iconographie:     Amphibien