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Grundriß III

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:
Meistermann, Georg
Datierung:1956
Maße:H: 36,2 cm, B: 81 cm
Material:Leinwand
Technik:Öl
Es war insbesondere der Maler Georg Meistermann, der seit etwa 1952 der sogenannten abstrakten Malerei im Nachkriegsdeutschland um Durchbruch verhalf.

Vor allem seine zahlreichen Wandbilder und Kirchenfenster machten ihn bundesweit bekannt. Ein Porträt des aus Lübeck stammenden Bundeskanzlers Willy Brandt führte in den 70er Jahren zu heftigen Diskussionen.

Bei Meistermann bildet, im Gegensatz zum Informel, ein rational geplantes, kompositorisches Grundgerüst den Rahmen, innerhalb dessen sich die Farben frei entfalten können und dem sich der dynamische Malakt unterzuordnen hat. Der Begriff der "geometrischen Abstraktion" ist hierfür zutreffend. Im Grundriß III wird das deutlich. Hier gliedern geschwungene, unterschiedlich große Farbformen die Bildfläche dynamisch. Sie bilden ein reiches rhythmisches Gefüge. Alle Einzelformen werden von schwarzen Lineaturen begrenzt. Diese haben dabei die Aufgabe, deren konstruktiven Wert zu veranschaulichen. Differenzierte Blau- und Rottöne bestimmen den koloristischen Gesamtklang dieser Arbeit. Der Maler beabsichtigte mit derartigen Kompositionen und vor allem auch durch die Farbe, geistige Vorstellungen und Inhalte zur Anschauung zu bringen. Farbe sollte, im Unterschied zum Expressionismus, nicht allein emotionale Aspekte transportieren oder alleiniges Thema des Malgestus? sein. Aus diesem Grund bewahrte Meistermann auch stets die (abstrakte) Form als Orientierungsrahmen. Ohne perspektivische Konstruktionen interessierte sich der Künstler - wie auch in dieser Arbeit - dafür, allein durch die Farbformen räumliche Tiefe zu erzeugen. Dabei wurden die einzelnen, sich teilweise überlagernden und geringfügig kontrastierenden Segmente chromatisch subtil aufeinander abgestimmt. Die Tiefenräumlichkeit entsteht von den Seiten her, von wo farbige, vom Rand abgeschnittene Balkenformen oder Ovale in das Bildinnere ragen.

Der konstruktive Charakter der Arbeit, so wie auch die Flächenschichtungen betonen den Zusammenhang von Raum, Licht und Farbe. Raum sollte hier allerdings auch als ein geistiger, nicht allein als ein physisch erlebbarer begriffen werden.

Vergleichbares hatte es im Deutschland der damaligen Zeit noch nicht gegeben.

In seinem späteren Werk tendiert Meistermann zur Monochromie, bei der ein einzelner Generalton mit subtilen Abstufungen die Sensibilisierung für das farbliche Sehen zum Inhalt hat.

Er wurde damit der Vorreiter für eine ganze Generation von Malern, die eine farbanalytische, monochrome Malerei verfolgten. Einer seiner bedeutendsten Schüler war Gotthard Graubner.
Th. R.

Literatur:
  • Rodiek, Thorsten / Brigitte Heise / Gerhard Gerkens / Hildegard Vogeler / Ulrich Pietsch / Susanne Peters-Schildgen: Geschenkt - Gestiftet - Gekauft, Hamburg: ConferencePoint Verlag, 2003

Inventarnummer: 1957-52

Signatur: unbezeichnet


Ikonographie:     
Abstrakte, ungegenständliche Kunst