Deutsch
Name des Museums
Titel des Bildes
Zur letzten Objektsuche Zum Album hinzufügen

Gegenüberstellung

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:
Baumeister, Willi
Datierung:1945
Maße:H: 39,6 cm, B: 55,8 cm
Material:Presspappe
Technik:Öl
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Willi Baumeister zu den exponiertesten Vertretern der abstrakten Kunst in Deutschland. Mit seiner manifestartigen Schrift "Das Unbekannte in der Kunst" von 1947 bereitete er ganz wesentlich den Boden für die nichtgegenständliche Malerei der Nachkriegszeit. Ihm ging es vor allem um das jenseits der Realität existierende Geheimnisvolle und Unerklärbare. Aus diesem Grund besitzen seine Arbeiten stets etwas Zeichen- und Kürzelhaftes, wofür er auch Anregungen von den steinzeitlichen Felsmalereien aus Valltorta in Spanien und der Formensprache anderer archaischer Kulturen empfing.

Vor dem sandgelben, mauerartig und verwittert wirkenden Grund heben sich links und in der Mitte zwei mit abstrakten Zeichen versehene, ovoide Formen in den Farben Schwarz und Braun ab. Die mittlere Großform besitzt einen weißen Grund. Rechts daneben wachsen zwei surreal anmutende pflanzenartige Formen aus einem blaugrauen Boden stück empor, die von olivgrünen Streifen durchschnitten werden. Es würde vermessen sein, hier eine literarische Deutung des Bildganzen geben zu wollen. Festzuhalten allerdings bleibt, daß der Genese dieser Arbeit drei wesentliche Kräfte zugrunde liegen: "die Bildungskräfte des Stoffes oder der Bildungstrieb des Materials; dazu die Elementarkräfte der bildnerischen Mittel oder der Formtrieb; und schließlich die bildenden Kräfte des Künstlers."1

Das Zusammenwirken dieser drei Kräfte, die er als etwas Prozeßartiges begriff, liegt dem Bild zugrunde. Das Elementare und Zeichenhafte, die "Urformen" dieses Bildes zielen darauf, ursprüngliche, nicht unmittelbar sichtbare Formkräfte des Lebens zur Anschauung zu bringen. Die "Lebenskraft der Welt, der Weltstoff, unmittelbar rein und stark" sollte zum Sprechen gebracht werden.2 So erklärt sich auch die Urtümlichkeit und scheinbare Primitivität dieses Werks, das mit seinen elementaren Formen den Anspruch erhebt, zugleich zeitgenössisch und vergangenheitsbezogen zu sein: "Und so erst vermag Baumeister die Gegenwart in Bildern der Vergangenheit zu deuten oder Vergangenes als Bild der Gegenwart zu sehen und beides ins Visionäre zu weiten."3
Th. R.

1 Georg-W. Költzsch, Ethik als Voraussetzung zur Kunstproduktion, in: Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 1, München 1988, S. 3
2 siehe oben S. 6
3 siehe oben S. 11

Literatur:
  • Rodiek, Thorsten / Brigitte Heise / Gerhard Gerkens / Hildegard Vogeler / Ulrich Pietsch / Susanne Peters-Schildgen: Geschenkt - Gestiftet - Gekauft, Hamburg: ConferencePoint Verlag, 2003

Inventarnummer: 1976-45

Signatur: signiert und datiert (u.r.: Baumeister 1945)


Ikonographie:     
Abstrakte, ungegenständliche Kunst