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Terrain des Vergessens II

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:
Håfström, Jan
Datierung:1980
Maße:H: 142 cm, B: 192 cm
Material:Leinwand
Technik:Acryl
Das Bild gehört zu einer Reihe von "Erdgemälden", die zwischen 1973 und 1981 in der Auseinandersetzung mit der Natur entstanden sind, nachdem sich Håfström nördlich von Stockholm auf dem Lande niedergelassen hatte. "In dieser friedlichen Gegend (in den Wäldern Steinkreise, Grabfelder und Runensteine)", so der Künstler, ,,wurden die letzten Verbindungen zu einem realistischen Konzept zerrissen. Die physische Präsenz der Landschaft, der Einklang mit dem Wachsen und dem Zerfall der Natur veränderte nachdrücklich mein Verhalten gegenüber der Leinwand. Während ich an einer Reihe von Erdgemälden arbeitete, Nahaufnahmen von Schlamm und Gras, fand eine deutliche Verschiebung statt; Erde wurde in Farbe verwandelt."1 Ähnlich wie Rolf Iseli mit seiner Endlandschaft St. Romain, in die sogar richtige Erde als Malmittel integriert ist, wendet sich Håfström den, "Hieroglyphen der Landschaft" zu, nicht in dem er ihre Morphologie darstellt, sondern indem er archäologisch-stratigraphisch in die Erde einschneidet. Er durchdringt die übereinandergelagerten Kulturschichten und legt die menschlichen Eingriffe als keilförmige Gräben offen: "Die Pfade, die zu den Öffnungen in dieser Landschaft führen - den Gräbern, den unter irdischen Räumen und Quellen - sind die Pfade meines Lebens", schreibt der Maler. "Jeder Schritt ist ein Schritt näher zu meiner Verflüchtigung. Vergessen und Erinnerung sind hier keine getrennten Kategorien, sondern Gegenbewegungen, die ein magnetisches Feld bilden ?". Angeregt wurde Håfströms Hinwendung zur geistig-künstlerischen Beschäftigung mit dem Urstoff, der "materia prima", durch Robert Smithsons poetischen Essay "Eine Sedimentation des Geistes"3 über die Erd-Projekte in Amerika und durch mehr oder weniger okkulte Literatur wie Strindbergs "Ein blaues Buch". In seinen anatomisch-analytischen Landschaften findet der Maler zu einer Ästhetik, die sich nicht von der Schönheit der Farben und ihrer harmonischen Komposition nährt, sondern von einer dumpfen und spröden Farbigkeit mit einem nahezu mystischen Klang. Wie viele Künstler unserer Zeit stellt er damit die bisher gültigen Kriterien der künstlerischen Qualität infrage, führt hin zu einer neuen Art von Kunstwahrnehmung, die außerhalb von Verstehen und Begreifen liegt und auf das tiefsinnig Ahnungsvolle zielt.
U. P.

1 Ausst. Kat. Jan Håfström, Geschichte und Geologie, Untersuchung einer Landschaft, Werke 1968-1981. Städtische Galerie Erlangen/Kunstverein Ingolstadt 1981
3 Artforum, Sept. 1968

Inventarnummer: 1983-8

Signatur: bezeichnet (rückseitig: Håfström "Glömskans Terräng")