Die eigenwillige Form des Bildes und sein blaugrüner monochromer Farbklang erschweren beim ersten Hinsehen den Zugang zu seinem Gehalt. Klarheit, Einfachheit und Ruhe, lineare Bemessenheit und die Isolierung der Form als Bild und des Bildes als Form führen den Betrachter nach anfänglicher Irritation allmählich zur Konzentration auf die zunächst verborgenen Strukturen. Magnus stellt mit seinen Bildern die gegenständliche Realitätsvorstellung infrage; er untersucht die Beziehungen zwischen dem konzeptionellen Sehen, das auf Wissen und Erfahrung beruht, und dem von Konventionen befreiten Sehen und Begreifen, das weitergehende Erkenntnisse ermöglicht. Er verwendet stets kubische Formen, wie Säulen und Pyramiden, oder geometrische Segmente, die beim Herausschneiden einer Pyramidenform aus einem vierkantigen Block übrig bleiben. Die verschiedenen Konstellationen, zu denen sich die Teile zusammenfügen lassen, sind die Grundlage der meisten seiner Bilder. Tiefe Schattenfugen und scharfkantige Konturen der Einzelflächen im Bilde täuschen schließlich eine Dreidimensionalität vor und machen die gedachten stereometrischen Körper sichtbar. Der Künstler lenkt damit den Blick auf die in den greifbaren Dingen enthaltenen archaischen Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten; er schiebt die Grenze zwischen dem Gewohnten und dem Unbekannten hinaus, wissend, daß ein paar Dinge für immer unergründlich bleiben werden. Hier setzt Magnus seine starren Grenzsteine (råmärke), die das Geheimnis des Unerklärlichen in sich zu tragen scheinen und in seiner Vorstellung jene mythischen Relikte unseres Daseins bewahren, wie sie uns als stumme Zeugen in den ägyptischen Grabmälern der Antike gegenübertreten.
U. P.

Literatur:

• Rodiek, Thorsten / Brigitte Heise / Gerhard Gerkens / Hildegard Vogeler / Ulrich Pietsch / Susanne Peters-Schildgen: Geschenkt - Gestiftet - Gekauft, Hamburg: ConferencePoint Verlag, 2003

Inventarnummer: 1984-189

Signatur: bezeichnet (rückseitig: Carl Magnus 82 83)

Ikonographie:

Abstrakte, ungegenständliche Kunst