Deutsch
Name des Museums
Titel des Bildes
Zur letzten Objektsuche Zum Album hinzufügen

Anessen

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:
Stöhrer, Walter
Datierung:1976
Maße:H: 200 cm, B: 175 cm
Material:Leinwand
Technik:Mischtechnik
Stil:Abstrakter Expressionismus
"Seit 1960 geht der Grieshaber-Schüler Stöhrer immer wieder das Thema an, im malerischen Gestus ein ganzes ungespaltenes Lebensbewußtsein sichtbar zu machen. Im Kontext der Heftigen Malerei wird erkennbar, daß seine Bilder zum Besten gehören, was der abstrakte Expressionismus in Deutschland hervorgebracht hat. Das Bild ist Schauplatz malerischer und zeichnerischer Aktivität in extremer Weise. Der Betrachter fühlt sich angezogen und zugleich gefesselt, dem Diktat der schwungvollen und bisweilen stoßhaften malerischen Gestik ausgeliefert. Ein spannungsvoller und spontaner Ausdruck selbst hat im Bild Gestalt angenommen. Es findet sich kein ablesbares Thema, das die Formen einem sinnhaften Bild-Ganzen unterordnet und damit zu einer beruhigenden Einordnung führt. Bruchstücke werden im gestisch und koloristisch bewegten Beziehungsgeflecht von zeichnerischen und textlichen Zeichen erkennbar, die zum Titel des Bildes eine Beziehung herstellen: Linear wiedergegebene Zitate menschlicher Formen wie Hand, Kopf, Mund, Zunge, Arme.

Worte und Gedanken werden zu Gesten und Bildzeichen, deren Bedeutung im malerischen Prozeß unkenntlich gemacht wird. Schriftfragmente, graphische Strukturen und gestische Farbbahnen durchdringen in Schichten einander. Gleichgewicht und Harmonie scheinen momenthaft auf und werden zugleich wieder anarchisch zerstört." (J. E. Howoldt).

"Die Proportionen müssen stimmen", hat Stöhrer stets betont. Er meint damit einmal das Verhältnis der einzelnen Bildelemente zueinander, dann aber auch die Proportion des Bildes zum Maler und zum Betrachter. Denn die großen Pinselschwünge, die herübergezogenen Farbbahnen und die Verteilung der partiell übermalten Schrift machen den Entstehungsprozeß des Gemäldes direkt nachvollziehbar. "Der Maler muß nahe herangehen, um mit gestreckten Armen als Agierender sein Verhältnis zum großen Format zu finden. Das fertige Bild führt offenbar den Betrachter zu einer entsprechen den Position. Es erschließt sich weniger im weitgefaßten Abstand, sondern zieht den Betrachter bis zu jenem Standpunkt heran, wo die vom Bild geforderte Nähe zur Einzelheit und die ebenfalls geforderte Wahrnehmung der gesamten Fläche sich gegenseitig fast auszuschließen drohen. Gerade dort, an diesem Reibungspunkt, wirken Stöhrers Bilder am intensivsten."1
G. G.

1 J. Schultze in: Ausst. Kat. Walter Stöhrer Arbeiten 1962-1983. Bremen u. a. 1983/84, S. 17

Inventarnummer: 1984-56

Signatur: bezeichnet (o.r.: Stöhrer)

Abbildungsrechte: Kunsthalle St. Annen