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Karte

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:
Kirkeby, Per
Datierung:1981
Maße:H: 120 cm, B: 100 cm
Material:Leinwand
Technik:Öl
Im Zentrum der Komposition steht eine nahezu quadratische helle Fläche, auf der Untermalungen und eine Landkarte zu erkennen sind.

Ein von Schwarz bis Grau changierender malerischer Rahmen faßt die Binnenform wie ein Bild ein. Im Vordergrund sind rechts und links zwei nicht näher zu beschreibende dunkle Formen zu erkennen. Die ovale linke Form wird von einem giftgrünen, tupfenartig aufgetragenen Farbkreis zu dreiviertel umgrenzt. Farbe wird bei Kirkeby, bei gleichzeitiger Behauptung ihrer eigenen materiellen Qualität, selbst zur Form. Sie bezeichnet oder illustriert nicht irgend etwas im Sinne einer Lokalfarbe, sondern wird von ihm als "strömender Stoff" begriffen, der in seiner potentiellen Veränderlichkeit die Voraussetzung für das Verständnis des Bildes bildet.3

Der Bildtitel, der sich auf die erkennbare Landkarte mit ihren geometrisch-strengen Lineaturen bezieht, war Ausgangspunkt der gestisch-freien Malerei, die gegenüber der begrenzten Binnenform einen erkennbaren Kontrast bildet und durch den pastosen Auftrag zugleich auch erkennbarere Materialhaftigkeit ist.

"Aber ich kann nicht nichts malen, ich kann nicht das malen, was man immer populär ?abstrakt? nennt. Ich stelle mir immer vor, daß es etwas darstellt, eine Geschichte, ein Erlebnis, Wissen gehört schon dazu. Ab und zu träume ich davon etwas zu malen, das nichts ist, weil dieses ?nicht? natürlich etwas ist, nämlich Farben und Formen und vor allem Material, das reine, handfeste Material, aus dem ein Bild hergestellt wird."4

Dabei ist es wichtig, daß Kirkeby seine Bilder als eine Summierung von vielen Strukturen oder Ablagerungen begreift, deren Formen oder Sedimente immer wieder an verschiedenen Stellen durchbrechen, sichtbar werden. Vor diesem Hintergrund darf man Gemälde wie Karte auch als Analogien naturhafter Prozesse lesen, bei denen sich Dinge (Nebel, Wolken Lavaströme, Verkrustungen etc.) im Verlauf der Zeit überlagern und gegenseitig verändern.

Das ständige Werden und Vergehen, das Verschwinden und Wiederauftauchen, und die Tatsache, daß nichts stillsteht ist der eigentliche Inhalt dieses Bildes "Raum ist, worum es geht in meiner Malerei." Raum begreift er dabei jedoch nicht als perspektivische Konstruktion, sondern als eine geistige Entität, "als etwas, das mit Leben und Tod zu tun hat."5 Die Karte ist ein transitorisches Bild, eines der Übergänge.
Th. R.

3 Per Kirkeby, zit. n.: Joachim Hauschild, Farbe als ?Zeichen eines Traumes von Natur?, in: Per Kirkeby in: Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 12, München 1990, S. 7
4 siehe Anmerkung 3, S.14
5 siehe Anmerkung 3, S. 6

Inventarnummer: 1997-42

Signatur: unbezeichnet

Signatur: datiert (rückseitig auf dem Keilrahmen: Dec. 1981)

Abbildungsrechte: Kunsthalle St. Annen