Auf dem Gemälde "Polnisches Dorf", das 1874 im Weimarer Atelier entstanden ist, stellt Feddersen eine sandige Dorfstraße bei sonnigem Wetter dar, die in ganzer Breite den Vordergrund einnimmt und im Hintergrund links zwischen Büschen und Häusern zu enden scheint. Vor einem nahezu bildparallel verlaufenden Bretterzaun und hohen Bäumen lagert am rechten Wegrand eine aus Menschen, Pferden und Wagen bestehende Gruppe. In der linken Bildhälfte bildet eine kleine Gruppe aus Kindern und Pferden, die vor einem von Bäumen umgrenzten Holzhaus stehen, ein kompositorisches Gegengewicht zu der größeren Gruppe. In einer dem Bild vorausgehenden Bleistiftskizze wird die Komposition vorbereitet. Hier hat Feddersen bereits die schräge Führung der Straße und die freie Vordergrundfläche angelegt, wodurch er den Betrachter in Distanz zur Figurengruppe bringt, die aus einer Vielzahl von Personen und Tieren besteht. Indem Feddersen diese Gruppe im Gemälde auf wenige charakteristische reduzierte, erreichte er eine Klärung der Gesamtkomposition. Das Gemälde, das bereits am 13. März 1874 in der Weimarer Schulausstellung gezeigt wurde, offenbart das Festhalten Feddersens an der künstlerischen Tradition, nach der einer Landschaft durch Addition von Figuren ein erzählerischer Inhalt hinzugefügt wird.

Literatur:

• Martius, Lilli / Ethe und Hans-Jürgen Stubbe: Der Maler Hans Peter Feddersen. Leben - Briefe - Gemäldeverzeichnis, Neumünster: Karl Wachholtz Verlag, 1966
• Kunsthalle Kiel: Hans Peter Feddersen-Kiel, Kiel, 1979
• Schulte-Wülwer, Ulrich: Malerei in Schleswig-Holstein, Heide: Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co., 1989
• Bieske, Dorothee: Hans Peter Feddersen. Ein Maler zwischen Tradition und Moderne, Heide: Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co., 1998

Inventarnummer: 23073

Signatur: signiert, datiert und bezeichnet (u.l.: H. P. Feddersen Wr. 74)

Ikonographie:

Gesellschaft / Zivilisation / Kultur