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Knabe im Matrosenanzug mit Spielzeugmarinesoldaten

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:Kinder
Kinder
Künstler:
Gräfenhahn, Walter
Datierung:1940
Maße:60 cm x 74 cm
Technik:Öl auf Leinwand
Das Motiv zeigt einen Jungen im Matrosenanzug an einem Tisch sitzend. Vor ihm aufgebaut sind seine Spielzeugmarinesoldaten. Auffallend ist die Kleidung des Jungen in der typischen, zum Matrosenanzug gehörigen Bluse, da zu der Zeit als das Porträt laut Signatur angefertigt wurde, die einstmals ausgesprochen beliebte Kinderkleidung an Bedeutung verlor. Eine eigenständige Kinderkleidung entwickelte sich im späten 18. und vor allem im 19. Jahrhundert. Erst in der Aufklärung war auf die Besonderheiten des kindlichen Wesens hingewiesen worden, was eine Abkehr von der vorher verkleinerten Erwachsenenkleidung zugunsten bequemerer Kleidung bedeutete, die den Kindern mehr Bewegungsspielraum ließ. Kaum eine andere Ausstattung prägte die Kinderkleidung im späten 19. und beginnenden 20. Jahrhundert so sehr wie Matrosenanzug und Matrosenkleid. Bereits vor 1800 lassen sich knöchellange Knabenhosen "à la matelot" belegen, wobei die Orientierung an der Seefahrt vorerst auf die Beinkleider beschränkt blieb. Auf einem von Franz Xaver Winterhalter 1846 gemalten Porträt des knapp 5-jährigen Prince of Wales ist die typische Bluse mit blauweißen Kragen und Manschetten, schwarzem Schlips und bänderbesetzter Mütze hinzu gekommen. Nachstiche und Reproduktionen sorgten für die weitere Verbreitung des Matrosenstils. Der Siegeszug des Matrosenanzugs begann in Deutschland um 1880, vor dem Hintergrund der wilhelminischen Großmachtträume und dem damit verbundenen Aufbau einer deutschen Marine, die propagandistisch den ursprünglich englischen Matrosenstil nutzte und somit populär machte. Auch über den Ersten Weltkrieg hinaus behielt der Matrosenanzug - jenseits politischer Konnotationen - zunächst seine Bedeutung, bis die Nationalsozialisten den in seinen Anfängen adeligen und später vor allem bürgerlichen Matrosenstil ablehnten und ihm eigene Jugenduniformen entgegen setzten.

Inventarnummer: 3/1991