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Morgen ist Feiertag

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:Malerei
Künstler:
Dettmann, Ludwig
Datierung:1890
Maße:H: 143,5 cm, B: 190,5 cm
Rahmen: H: 181 cm, B: 229 cm, T: 13,5 cm
Material:Leinwand
Technik:Öl
Stil:Kunst des 19. Jhdt. / Frühe Moderne
Mit ganzem Körpereinsatz versetzen ein Mann und eine Frau die Glocke eines Glockenstuhls in starke Schwingung. Die benachbarte Glocke ruht, sodass der Schwung umso gewaltiger erscheint. Die Szenerie findet sich eingebettet in eine frühabendliche Marschlandschaft. Ein Schäfer ist mit seiner Herde auf dem Heimweg, so auch zwei Landarbeiter. Durch die bläulich-rosa Abendwolken dringen noch Sonnenstrahlen und erhellen die verhaltenen, erdigen Farbtöne des Gemäldes.
"Morgen ist Freitag" unterscheidet sich von vorangegangenen Bildern Ludwig Dettmanns. Während innerhalb der 1890er Jahre ein leuchtendes Kolorit und Kontrastreichtum dominiert hatten, fand er um 1900 zu gedämpfteren Farbtönen. Auch der Farbauftrag erscheint nicht mehr flächig, sondern besteht zunehmend aus dichten Strichlagen. Mit der Wandlung des Kolorits und des Duktus verleiht Dettmann seiner impressionistischen Lichtmalerei ein anderes Gesicht. Es sind keine fröhlich tänzelnden Farbtupfer in hellen oder leuchtenden Farben, die Landschaften in arkadische Plätze verwandeln, sondern souveräne Linienbündel, die schlängelnd das Motiv aufbauen. Die dunklen Farbtöne verleihen der Szenerie Ernsthaftigkeit und Würde.
Durch die aufkommende Momentfotografie herausgefordert, versucht Dettmann, Bewegung in der Natur und den Menschen darin überzeugend darzustellen. Dabei interessiert ihn weniger die fotografische Exaktheit, die nach seiner Auffassung eben nicht dem tatsächlich Gesehenen entspricht, weil sie zu viele einzelne Bewegungsmomente in ein Bild presst, die das menschliche Auge so gar nicht wahrnehmen kann. Vielmehr möchte der Maler die schwingende Glocke und die an den Seilen ziehenden Menschen so darstellen, wie sie von einem Beobachter tatsächlich wahrgenommen würden - als etwas Bewegtes, Verschwommenes, Ungenaues. Damit bemüht Dettmann impressionistische Techniken nicht, um die Autonomie der Farbe in den Vordergrund zu stellen, sondern um mit ihrer Hilfe eine möglichst realistische Momentaufnahme in Öl zu erzielen. Schon während seiner Ausbildung an der Berliner Akademie für bildende Künste interessierte er sich für das Studium vor der Natur, insbesondere für Freilichtmalerei. Die strengen traditionellen Regeln der Akademie waren nicht mehr im Stande, seinen malerischen Experimentierdrang zu befriedigen. Als der junge Maler 1886 ein eigenes Atelier zugewiesen bekam, konnte er freier arbeiten. Bald verließ Dettmann die Akademie und schloss sich der Bewegung zur Befreiung der Farbe von den Zwängen akademischer Malerei an. Durch sein Interesse am öffentlichen Geschehen erhielt der Avantgardist lukrative Aufträge als Bildberichterstatter, die seinem Ansehen als modern arbeitender Künstler nicht abträglich waren. Dettmann gab die narrative Komponente seiner Sujets nie zu Gunsten reiner Farbautonomie auf, was ihn für ein breiteres Publikum zugänglich machte. Wie zahlreiche Maler aus der Großstadt, verbrachte auch Dettmann die Sommermonate mit seiner Familie in mecklenburgischen und pommerschen Küstendörfern. Das vorliegende Gemälde geht auf Studien zurück, die während solcher Aufenthalte entstanden waren. Dort konzentrierte er sich hauptsächlich auf Eindrücke des freizeitlichen Strandlebens, abseits städtischer Zwänge und Konventionen, sein Interesse galt aber auch dem einfachen Alltag der einheimischen Bevölkerung. Dieser Feinsinnigkeit für das Kleine, das Unscheinbare verdanken wir eine Vielzahl von Arbeiten im Werk Ludwig Dettmanns, die stille aber doch so stimmungsvolle Momente einfangen.
Q.:Monika Potztal: Ludwig Dettmann 1865-1944 - Zwischen Avantgarde und Anpassung, Flensburg 2008, S. 11-57, S. 67-85, S.181.

Literatur:
  • Potztal, Monika: Ludwig Dettmann 1865-1944 - Zwischen Avantgarde und Anpassung, Flensburg, 2008
  • Sedlmaier, Richard (Hrsg.): Kunsthalle zu Kiel. Katalog der Gemäldegalerie, Kiel, 1958
  • Kunsthalle zu Kiel. Katalog der Gemälde. bearb. v. Johann Schlick, Kiel, 1973
  • Verein für Kunst und Kunstgewerbe Flensburg (Hrsg.): Ausstellung Ludwig Dettmann. Ausstellung Flensburg, 13.09.1925 - 25.10.1925
  • Fuglsang, Fritz: Ludwig Dettmann. Rede anläßlich der Eröffnung einer Gedächtnisausstellung im Flensburger Museum, in: Nordelbingen. Beiträge zur Heimatforschung in Schleswig-Holstein, Hamburg und Museen für Kunst und Kulturgeschichte Lübeck, Kunsthalle Museum St. Annen, 19, Heide: Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co., 1950, S. 50 - 60

Inventarnummer: 511

Signatur: bezeichnet (u. r.: Ludwig Dettmann)

Abbildungsrechte: Kunsthalle zu Kiel


Ikonographie:     
Gesellschaft / Zivilisation / Kultur