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Collatinus mit der sterbenden Lucretia

Objektbezeichnung:Druckgrafik
Sachgruppe:Druckgrafik
Künstler:
Pencz, Georg
Datierung:um 1546/1547
Maße:H: 7,8 cm, B: 11,8 cm
Material:Papier
Technik:Kupferstich
Stil:Renaissance
In "Ab Urbe Condita" schildert Livius, dass Sixtus, der Sohn des Königs Tarquinius Superbus, sich nachts in das Schlafgemach der Gattin des Collatinus schlich, der mit seinem Heer auf dem Schlachtfeld war. Sixtus drohte, nicht nur sie, sondern auch einen Sklaven zu töten, wenn sie ihm nicht zu Willen sei; dann könne er behaupten, dass er sie beim Ehebruch erwischt hätte. Lucretia gab sich ihm notgedrungen hin. Am nächsten Morgen aber benachrichtigte sie ihren Mann und ihren Vater Spurius Lucretius, die mit Brutus und Valerius, einem Sohn des Volesius, herbeieilten, berichtete ihnen alles und ließ sie Rache schwören. Dann erdolchte sie sich vor den Augen der Männer. Keine Frau, die ihre Ehre verlor, sollte künftig unter Berufung auf Lucretia weiterleben. Brutus aber rief das Volk auf und vertrieb König Tarquinius Superbus. Das war der Anfang des römischen Reiches, dessen erste Konsuln Brutus und Collatinus wurden.
Pencz verlegt den Schauplatz vom Schlafgemach in einen Wohnraum. Lucretia schaut mit brechenden Augen zu ihrem Mann hoch. Ihre Brüste sind entblößt, in Höhe des Herzens befindet sich eine blutende Stichwunde, neben ihr liegt der Dolch. Neben Collatinus kniet Brutus und hält eine Hand nach oben geöffnet zum Zeichen, dass er sich der Hoffnungslosigkeit der Situation bewusst ist. Die ineinander verschränkten Hände und angespannten Arme des Valerius zeugen von seiner Hilflosigkeit, sein gebeugter Körper verrät aber auch die Neugier des Jüngsten der Gruppe. Spurius Lucretius eilt auf Lucretia zu, die Augen starr auf die sterbende Tochter gerichtet. Als wolle er seine Tochter in seine geöffneten Arme schließen, hängen diese nach unten, zugleich sind sie Ausdruck seiner Machtlosigkeit. Die Mienen und Gesten schwanken zwischen dem Drang helfen zu wollen und der Gewissheit, dass es bereits zu spät ist. Die sich mit der Hand an der Wange abwendende Magd, die die Unausweichlichkeit des Todes erkannt hat, verdeutlicht als trauernde Eingangsfigur das Motiv schicksalhafter Tragik. Die Einbindung der sterbenden Lucretia in eine Szene kommt der erzählenden Darstellungsweise von Pencz entgegen. Der Wein in der Karaffe auf dem Tisch steht für das Blut, das Lucretia für die Ehre der Familie vergießt.
(nach Silke Krohn, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 148)

Literatur:
  • Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventarnummer: A.B. 287

Signatur: bezeichnet (o. l.: G P)


Ikonographie:     
klassisch-antike Geschichte