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Kleinbildkamera

Objektbezeichnung:Kleinbildkamera
erweiterte Objektbezeichnung:Kodak Instamatic 155X
Hersteller:Kodak AG Deutschland
Hersteller:Philips
Hersteller:Osram Co. USA
Hersteller:Agfa-Gevaert AG Deutschland
Ort:Stuttgart
Amsterdam
Maybrook (NY)
Leverkusen
Datierung:zwischen 1971 und 1977 produziert
Maße:H: 6,8 cm (Kleinbildkamera), B: 11,1 cm (Kleinbildkamera), L: 5,6 cm (Kleinbildkamera), H: 7,2 cm (Verpackung), B: 19,2 cm (Verpackung), L: 13,6 cm (Verpackung)
Material:verschiedene Materialien
Die „Kodak Instamatic 155X“ ist eine handliche Kleinbildkamera für den - auch durchaus ungeübten - Amateurgebrauch. Grundlage dieses sehr einfach zu bedienenden Kameratyps ist das von Kodak entwickelte und 1963 auf dem internationalen Markt unter der Bezeichnung „Instamatic“ eingeführte Fotofilm-Kassettensystem: Anstatt eines kompliziert einzufädelnden Rollfilms muss der Benutzer lediglich eine kompakte Filmkassette in den Apparat einsetzen und den Film durch Betätigung des Auslösers und des Filmführungshebels ein wenig vorspulen. Und schon kann es losgehen. Ist der Film „voll“, wird die Kassette mit einem Handgriff aus der Kamera genommen und an den Filmentwicklungsdienst gegeben. Dort wird die aus Hartplastik bestehende Filmkassette geknackt, der Film entnommen, entwickelt und Abzüge gemacht. Die geöffneten Instamatic-Kassetten können nicht wiederverwendet werden und sind somit letztlich ein Einmal- bzw. Wegwerfprodukt.
Das vorliegende Kameramodell wird von September 1971 bis 1977 parallel von drei Kodak-Tochterfirmen hergestellt: Den britischen Markt beliefert die Kodak Ltd., die Kodak Brasileira Comérsio e Indústria Ltda. baut die „Instamatic 155X“ in Brasilien und die bundesdeutsche Kodak AG in Stuttgart produziert für Kontinentaleuropa. Die Geräte der drei Kodak-Ableger sind technisch baugleich und unterscheiden sich lediglich durch geringe Unterschiede im Gehäuseaufdruck.
Das von Kodak patentierte Instamatic-System findet aufgrund seiner „idiotensicheren“ Bedienbarkeit großen Anklang, - sowohl unter der wachsenden Kundenschaft, als auch unter der Konkurrenz, die den Kassettentyp unter der standardisierten Bezeichnung „Film 126“ kopieren, so beispielsweise auch Kodaks größter Mitstreiter auf dem deutschen Absatzmarkt, die traditionsreiche deutsche Agfa-Gevaert AG aus Leverkusen. Von dieser stammt auch die sich im Gerät befindliche „Agfacolor XRG 200“-Kassette.
Die einzige Einstellmöglichkeit an der Kamera besteht aus einem Rädchen am Objektiv mit dem die Blende auf eine der beiden Wahlmöglichkeiten für Sonnenschein oder Bewölkung/Blitzlicht geschaltet werden kann. Die Kamera kann mit sog. „Magicubes“ oder „X-Flashcubes“ bestückt werden. Bei diesen speziellen 1970 eingeführten und nur einmal verwendbaren Blitzwürfeln, die direkt in eine Halterung in die Oberseite des Gehäuses eingesteckt werden können, handelt es sich um eine Modifikation der 1965 vom amerikanischen Leuchtmittelhersteller Sylvania entwickelten sog. „N-Blitzwürfel“, die noch mit einer zwischen der Kamera und dem Würfel zwischengeschalteten Batterie gezündet werden. Bei den ebenfalls von Sylvania erfundenen X-Blitzwürfeln erfolgt die Zündung hingegen mechanisch mittels eines aus der Kamera herausfahrenden und in den Würfel schlagenden Stößels. Europäische Konkurrenten wie Osram (Bundesrepublik Deutschland) und Philips (Niederlande) übernehmen die Technik. Die beiliegende Packung für 3 Blitzwürfel stammt vom Hersteller Philips und ist mit einem Preisetikett der Karstadt-Kaufhausgruppe auf 5,90 DM ausgezeichnet. In der Pappschachtel befinden sich neben zwei der deklarierten Blitzwürfel des Typs „Philips Magicube X“ auch ein technisch baugleiches Exemplar der US-amerikanischen Vertretung von Osram, die in der Zwischenzeit die Konkurrenz von Sylvania übernommen hat.
Wegen der einfachen Handhabung und des relativ niedrigen Herstellungs- und damit Verkaufspreises der Instamatic-Kleinbildkameras, gelten diese Apparate - und die technisch weiten teils baugleichen Modelle der Konkurrenz - als absolut laientaugliche Einstiegsgeräte. Die auf das aller Notwendigste beschränkten Einstellmöglichkeiten lassen sie hingegen für Profis uninteressant erscheinen. Diese reinen Amateurkameras finden in den 1960er und 1970er Jahren reißenden Absatz und begründen eine von Kulturkritikern anfangs besorgt bis abfällig als „Knipserfotografie“ bezeichnete Revolution in der Fotogeschichte: Seit der Einführung des Instamatic-Systems kann nämlich jeder, der auch nur einen Knopf drücken kann, halbwegs ansehnliche fotografische Reproduktionen seiner Umwelt machen. Eine kulturhistorisch folgenreiche Beschleunigungsstufe in der multimedialen Bilderflut wird damit bereits vor über 40 Jahren erreicht, als an Camcorder, Digitalkameras, EDV-gestützte Bildbearbeitungsprogramme und sog. Foto-Handys noch niemand zu träumen wagt.

Literatur:
  • http://www.camerapedia.org/wiki/Kodak_Instamatic_155X
  • http://www.kodak.com
  • http://www.camerapedia.org/wiki/Magicube

Inventarnummer: 2008VK629

Abbildungsrechte: Freilichtmuseum Molfsee - Landesmuseum für Volkskunde