Die Kunst Jochen Lemperts ist erfahrbar in beidem - in jedem Einzelnen seiner analog fotografierten, in der Dunkelkammer von Hand entwickelten und auf Barytpapier abgezogenen Schwarz-Weiß-Fotografien und in der Präsentation der Fotos als thematische Gruppen in einer Ausstellung oder einem Buch. Die inhaltlichen Zusammenhänge sind teilweise homogen, sie pendeln zwischen Ordnung und Zufall, wie das Foto "Milchzähne" zeigt - und sie enthalten Brüche. Diese leichten Irritationen wecken eine kreative Aufmerksamkeit.
Was hat der Schwarm der weißen Möven über der dunklen Meeresoberfläche mit dem darauf folgenden Foto eines babylonischen Drachen zu tun, der plastisch aus einer Backsteinwand hervortritt? In schwarz-weiß aufgenommen wenig. In Farbe viel, denn dann würden sowohl das Meer als auch die Backsteinwand in tiefem blau erscheinen und der Drache könnte vielleicht als eines der Tiere erkennbar werden, die sich in Reihen über die tiefblau glasierten Wände des Ischtar-Tores ziehen, zu sehen im Pergamon-Museum in Berlin.
Das breite Spektrum der Tier- und Naturfotografien Jochen Lemperts erschließt neue Kontexte und Denkräume und balanciert geist- und humorvoll auf dem schmalen Grat zwischen wissenschaftlicher und künstlerischer Wahrnehmung - wenn es ihn denn gibt.

di-so 10-17,
18.02.-30.03.2014 di-so 11-17