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Wang Shugang - Ernst Barlach Preis 2014

Ab dem: 31.08.2014
Bis zum: 11.01.2015
Veranstalter:Ernst-Barlach-Museum
AnschriftMühlenstraße 1
22880 Wedel/Holstein
Link zum Museum : http://www.erns[..]
Die Ernst Barlach Gesellschaft vergibt den Ernst Barlach Preis 2014 an den Bildhauer Wang Shugang.

Wang Shugang (geb. 1960) studierte Bildhauerei an der Central Academy of Fine Arts in Peking. Nach seinem Abschluss wurde er als Mitarbeiter des Stadtplanungsbüros verpflichtet, das er aber nach einem Jahr verließ, um als freier Künstler zu leben. 1989 emigrierte er nach Deutschland. Er lebte und arbeitete als Bildhauer im Ruhrgebiet und kehrte erst 2000 wieder in seine Heimat zurück. Über seine Zeit in Deutschland sagte er später, hier habe er gelernt, „was es heißt, einsam zu sein.“

2010 lautete der Titel einer Einzelausstellung seiner Werke in der Residenz der Deutschen Botschaft in Peking „Das Ich im Wir“, ein Titel, der programmatisch ist für die Arbeit Wang Shugangs. Im selben Jahr zeigte Alexander Ochs Galleries Berlin / Beijing in Peking die Einzelausstellung „Two are better than One“, was auf den gleichen Kontext in Wang Shugangs Arbeiten hinweist. Mit seiner stark reduzierten und stilisierten Formensprache formuliert der Künstler in immer neuen Ansätzen sein zentrales Thema: Das Verhältnis von Individuum und Kollektiv in der von einer Partei beherrschten Massengesellschaft. Sein Leben in Deutschland aber hat ihn schmerzlich erleben lassen, dass die individuelle Freiheit des Einzelnen gleichzeitig auch den Verlust von Gemeinschaft und Zusammenhalt bedeutet, den es so in China seiner Meinung nach noch nicht gibt. Aber, so sagt er: „Der Preis der Geborgenheit besteht eben in dem Uniformitätsdruck des Kollektivs.“

Wang Shugang nähert sich den rasanten Umbrüchen der chinesischen Gesellschaft aus einer Vielzahl innovativer Perspektiven. Mit seinen Werken diskutiert er die Entwicklung, die zu einer drastischen Veränderung ökologischer, urbaner und sozialer Landschaft geführt hat und durchleuchtet die Möglichkeiten und Grenzen eines solch immensen Wandels kritisch. Wang Shugang entwickelt seine glatt polierten, ausgesprochen ästhetischen Bildwerke aus der Widersprüchlichkeit seiner kulturellen Erfahrungsmuster. Dabei erfindet er eine symbolhafte Farben- und Formensprache. Der Bildhauer fertigt seine skulpturalen Modelle aus rot leuchtendem oder schwarzem Polyester sowie aus Marmor oder Bronze an, die uns einerseits an seriell hergestellte Industrieprodukte erinnern, und die andererseits sowohl von europäischer Figuration des 20. Jahrhunderts als auch von buddhistischer Ikonografie beeinflusst sind. Die Figuren Wang Shugangs treten selten alleine auf, sondern häufig als Gruppen. Aber häufig verkörpert der Einzelne trotz der kollektiven Zugewandtheit eine isolierte Existenz.

International bekannt wurde Wang Shugang durch seine roten Mönche, die Gruppe von acht lebensgroßen, in einem spirituellen Kreis hockenden und an buddhistische Mönche erinnernden Figuren, die er für den G-8 Gipfel in Heiligendamm 2007 konzipierte und die 2010 auf der Biennale in Vancouver neu inszeniert wurden. Typisch für sein Werk ist die bittere ironische Brechung zwischen Gegenwart und Rückbesinnung auf Tradition und kulturelles Wissen: Gab es ein nennenswertes Ergebnis in Heiligendamm? Die Zahl acht hat in der chinesischen Tradition eine glückbringende Bedeutung, aber was heißt das heute noch?
di-so 11-18