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Bejing-Berlin Projekt

Ab dem: 31.08.2014
Bis zum: 11.01.2015
Veranstalter:Ernst-Barlach-Museum
AnschriftMühlenstraße 1
22880 Wedel/Holstein
Link zum Museum : http://www.erns[..]
1989 kommt Tan Ping (geb. 1960), heute Vizepräsident der Central Academy for Fine Arts in Peking, an die Hochschule der bildenden Künste Berlin. Dort studieren auch Andreas Amrhein (geb. 1963) und Rüdiger Schöll (geb. 1957). In diesem Jahr fällt die Mauer und anders als in der Sowjetunion und Osteuropa, findet das Volksbegehren in Peking ein bitteres Ende.
Man kennt sich und trifft sich gelegentlich in der Druckwerkstatt der HDK. Eines Tages schlägt Tan Ping ein Experiment vor: Es sollte, wie er später sagt, eine Zusammenarbeit im weltumspannenden Sinne werden. Teng Ying (geb. 1960), die Künstlerin aus Hangzhou, die ebenfalls ein Stipendium in Berlin hat, stößt zu ihnen. Sie wollen graphische Arbeiten zusammen erstellen: in Deutschland Radierungen, in China Holzschnitte, den traditionellen Techniken Europas und Asiens folgend. Nur die Größe und Anzahl der Druckplatten, die alle vier Künstler verwenden, wird festgelegt. Auf den Kupferplatten und Druckstöcken arbeitet jeder für sich. Erst im Druckvorgang werden die Motive zusammengefügt, in farbigen, oder schwarz-grau Abstufungen übereinander gedruckt.

Das Zufallsprinzip bestimmt die Komposition. Dies allein ist keine neue Erfindung, sondern hat seit Leonardo da Vinci als „befreiendes Verfahren“ vielfach Eingang in die künstlerische Praxis gefunden. Ungewöhnlich ist vielmehr die gewollte Anonymisierung der Autorenschaft, indem vier Beiträge zu einem Bild verschmolzen werden. Die heute im Kupferstichkabinett Berlin gesammelten ersten Arbeiten des Beijing-Berlin Projektes weisen eine verblüffende Homogenität auf, die vor allem deshalb so erstaunlich ist, weil sich die vermeintlich kulturelle Andersartigkeit der Künstler darin vollständig auflöst.

2011 tritt das Beijing-Berlin Projekt in eine neue Arbeitsphase ein. Diesmal arbeiten die Künstler in der modernen Guanlan China National Printmaking Base, in der Nähe von Shenzhen in Südchina. Für Teng Ying nimmt der 1973 geb. Kang Jianfei teil. Sie arbeiten an großformatigen Holzschnitten, wieder nach dem alten Prinzip: Jeder verwendet die in der Größe festgelegten Holzplatten für sich allein. Erst an der Druckpresse werden die einzelnen Druckstöcke in verschiedenen Farbschichten übereinander gedruckt. Die Drucker, so erzählt Amrhein, waren oft schockiert über die experimentelle Arbeitsweise der Gruppe. Auch wenn in dieser zweiten bzw. dritten Phase (die ersten Radierungen entstanden 1996 in Berlin, die ersten Holzschnitte im selben Jahr in Peking), die persönlichen Anteile deutlicher erkennbar sind, entstehen wieder Gemeinschaftswerke von herausragender Spannkraft. Scheinbar absichtslos sind die abstrakten Bildelemente von Schöll und Tan mit den eher metaphorisch figurativen von Amrhein und Kang zu einem Ganzen gewachsen. Schicht um Schicht, Druckstufe um Druckstufe haben sie eine faszinierende Komplexität entwickelt. Irritierend auch, denn was ins Auge springt, ist der bewusste Verzicht auf ein Ego, im Sinne einer kulturellen, historischen, politischen oder persönlichen Selbstbehauptung. Keine dieser Arbeiten aber wirkt beliebig.

Das Beijing-Berlin Projekt hat im wahrsten Sinne des Wortes eine Vision zu Papier gebracht, die weit über den oft zähen und festgefahrenen Kulturaustausch zwischen Europa und China hinausgeht. Man könnte es mit dem I-Ging sagen: Das Buch der Wandlungen ist weit und groß. Redet man von der Ferne, so kennt es keine Schranken. Redet man von der Nähe, so ist es still und recht. Redet man vom Raum zwischen Himmel und Erde, so umfasst es alles.

In der Ausstellung werden gesonderte Führungen von und für Schüler und Schülerinnen angeboten.
GoYoung, das Schüler- und Jugendprogramm zur Ausstellung richtet sich an Jugendlich im Alter von 8 bis 20 Jahren. Informationen und Anmeldung: goyoung@ernst-barlach.de oder telefonisch unter 04103 918291.
di-so 11-18