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Die sieben Todsünden

Objektbezeichnung:Druckgrafik
Sachgruppe:Druckgrafik
Künstler:
Baldung, Hans
Datierung:1511
Maße:B: 14,7 cm, H: 23,3 cm (Blatt)
Material:Papier
Technik:Holzschnitt
Stil:Renaissance
Bezeichnet oben:
Est duplex gladius / malignus et benignus Psalmista / De gladio maligno / id est de / potestate diaboli / et peccator(um) / quib(us) tanqua(m) gladijs eterne mortis vuleramur / eri= / penos. De benigno gladio ait Apostolus Sumentes gladiu(m) sp(irit)us /Q(uo)d est verbu(m) / dei. Verbum dei appellatur gladius sp(irit)us / q(uoniam) spiritus s(an)ctus illud fabricauit. / Petri. j. Spiritu s(an)cto inspirati / locuti sunt s(an)cti dei. S(e)c(un)do.q(uoniam) sp(irit)uales hostes / interficit. Esaie. xj. Spiritu labioru(m) suoru(m) interficit impiu(m). Tertio quia / spiritu(m) a charitate diuidit. Ad Hebreos. iiij. Viuus est sermo dei / / et efficax / et penetrabilior omni gladio ancipiti / pertingens /vsq(ue) ad diuisionem anime et spiritus.
[Es gibt zwei Schwerter, ein böses und ein gutes. Der Psalmist: Vom bösen Schwert das heißt von der Macht des Teufels und der Sünder von denen wir gleichsam wie von Schwertern mit dem ewigen Tode verletzt werden. Über das gute Schwert sagt der Apostel: Das Schwert des Geistes ergreifend, welches das Wort Gottes ist. Das Wort Gottes wird vom Schwert des Geistes genannt, weil es der heilige Geist gemacht hat. Petrus I.: Vom heiligen Geist inspiriert, haben die Heiligen Gottes geredet. Zweitens: Weil es die geistlichen Feinde tötet. Jesaja 11: Durch den Geist ihrer Lippen tötet es den Gottlosen. Drittens: Weil es den Geist von der Liebe trennt. Hebräer 4: Das Wort Gottes ist lebendig wirksam und es ist durchdringender als jedes zweischneidige Schwert und es dringt durch, bis es Seele und Geist schneidet.]

Dieser Holzschnitt Baldungs aus dem Buch Granatapfel (erschien 1511 in Straßburg) mit Predigten von Johann Geiler von Kaisersberg zeigt die Sieben Todsünden als dämonische Tiere. Dabei hat er auf einen Holzschnitt Hans Burgkmairs aus dem Jahr 1510 als Vorlage zurückgegriffen. Baldung ordnete, anders als Burgkmair, seine Dämonen in Form eines Kreises über der gesamten Bildfläche an. Dadurch erreichte er eine größere Übersichtlichkeit. Den Zorn stellte Baldung als ein Wesen mit weiblichen Brüsten dar. Der Neid erinnert an einen Ziegenbock. Die Trägheit am rechten Bildrand hat fischähnliche Züge, ihr Körper läuft in einem gekringelten Schwanz aus. Die Unkeuschheit hat Hörner und Eselsohren und trägt eine Brille. Der Geiz, am unteren Bildrand sitzend, ist ein drachenähnliches Geschöpf ohne Augen. Links daneben blickt uns die an einen Affen erinnernde Völlerei gierig an. Darüber holt die Hoffart mit aufgerissenem Schnabel zum kraftvollen Schlag aus. Die Schwerter stehen als Gleichnisse für die Waffen des Teufels, womit er die Seelen der Menschen verdirbt. Indem die Dämonen teilweise menschliche Attribute tragen, wird der Bezug des Menschen zu seiner eigenen Sündhaftigkeit noch eindringlicher. Er soll daran erinnert werden, dass er nach seinem Tod von Gott gerichtet wird. Der von Natur aus sündige Mensch, der seine Gedanken und Taten nicht vor Gott verbergen kann, ist der Gnade Gottes bedürftig. Daher muss er nach der Lehre Gottes leben, um jederzeit bereit sein zu können, nach dem Tod vor Gott zu treten. Darstellungen dieser Art, die Wort und Bild miteinander verbinden, waren ein beliebtes Mittel der humanistischen, didaktischen Literatur, um dem Leser moralisierende Lehrinhalte in anschaulicher Weise zu vermitteln.

Lit: nach Melanie Kahl, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 127.

Literatur:
  • Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventarnummer: A.B. 79

Signatur: bezeichnet (oben: [Text siehe unter Beschreibung])

Signatur: bezeichnet und datiert (auf den Schwertern: Zorn/hochfart/neid/Tragkait/fressery/Unkeuschait/Geitikat., 1511)


Ikonographie:     
Abstrakte Ideen / Konzepte